Kreisarchiv Viersen | Neubau eines zirkulären Archiv-/Verwaltungsgebäudes

Flexible Grundrisse, hohe Rückbaubarkeit, Einsatz von Recyclingmaterialien und hohe Rückbaubarkeit durch lösbare Verbindungen, Energiesparmaßnahmen

Sonderbauten

Über das Haus

ARCHITEKTUR: Ein Archiv stellt an sich bereits einen besonderen Gebäudetypus dar. Die optimale Klimatisierung der Archivalien, hohe statische Anforderungen und ein besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der kostbaren Erinnerungsstücke einer Region sind zu berücksichtigen. Gleichzeitig soll es zur Wahrnehmbarkeit der Archivarbeit in der Öffentlichkeit beitragen und die Bürger anregen das Archiv zu nutzen. Als technisches Gebäude sind Arbeitsabläufe bei der Gestaltung zu berücksichtigen und gute, gesunde Arbeitsplätze zu schaffen.
Das Gebäude des Kreisarchivs Viersen gliedert sich in zwei differenzierte Baukörper, die die beiden wesentlichen Aufgaben des Archivs abbilden. Das Magazin, als Aufbewahrungsort der Archivalien, mit einer nach innen gekehrten, geschlossenen Form und Fassade und die Arbeits- und Besucherbereiche mit einer sehr offenen und einladenden Gestaltung.
Das Magazin muss ein sicherer, richtig klimatisierter und funktional optimierter Aufbewahrungsort für die Archivalien sein. In der niederrheinischen Baukultur existiert mit dem „Berfes“ ein Gebäudetypus mit vergleichbarer Aufgabe. Dieser ist als Fachwerk- oder Backsteinbau auf historischen Gutshöfen im Kreisgebiet zu finden. Das Magazin steht mit seiner monolithischen Backsteinfassade in dieser Tradition.
Die Arbeits- und Besucherbereiche umschließen den „Berfes“ schützend. Sie öffnen sich in alle Richtungen und bieten Aus- und Einblicke. Hier sind alle Nutzungen unter einem Dach zusammengefasst.
Die Besucherbereiche und die Werkstatt liegen entlang der Landstraße und wecken durch die offene Glasfassade das Interesse am neuen Kreisarchiv. Die Büros sind nach Süden orientiert und bieten damit den Mitarbeitern Ruhe, gute Luft und Ausblicke in Landschaft und Natur.
Den Kern des Gebäudes bildet der Magazinbereich. Sein kompaktes, fensterloses Volumen, kann bei Bedarf um ein weiteres Geschoss aufgestockt werden. Die Außenwände wurden mit wiederverwerteten, alten Ziegelsteinen aus der Region verblendet.
Der umlaufende Glasdachflur betont die Fuge zwischen den beiden Gebäudeteilen und macht beide erlebbar. Der innenliegende Teil der Ziegelfassade des Magazins ist von außen durch die Glasfassade des Erdgeschosses wahrnehmbar.
Das Erdgeschoss wurde in Holzbauweise auf strengem Konstruktionsraster errichtet. Daraus ergibt sich eine hohe Flexibilität in der Nutzung und Möglichkeiten zur Erweiterung. Die Holzelemente wie z.B. Stützen und Träger können durch einheitliche Querschnitte einfacher wiederverwendet werden.

LÜFTUNG: Das Lüftungskonzept wurde bedarfsgerecht geplant und optimiert. Die Archivalien benötigen ganzjährig eine definierte relative Luftfeuchtigkeit von 40-55% bei 17-21°C Temperatur. Die Zuluft wird im Außenbereich des Gebäudes eingeleitet und über textile Luftversteilsysteme in den Magazinbereich und den Vortragsraum geführt.
Der umlaufende Erschließungsflur im EG dient insgesamt als Abluftkanal. So konnte auf zusätzliche Abluftleitungen komplett verzichtet werden. Frische Zuluft wird über Bodenauslässe in die Nutzungsbereiche gebracht. Überströmschlitze führen die Abluft in den Flur.

ELEKTRO: Photovoltaikpaneele auf dem Dach erzeugen die Energie für die Gebäudetechnik. Überschüssige Energie wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Beleuchtungssysteme mit energiesparenden LED-Leuchten wurden freihängend und demontierbar geplant.

HEIZUNGSART: Auf eine konventionelle Heizung mit fossilen Energieträgern wurde vollkommen verzichtet. Ein 200 m³-Eisspeicher im Erdreich fungiert in Kombination mit zwei Wärmepumpen und einem sogenannten Kraftdach (einer Kombination aus Solarabsorber und Photovoltaikanlage). Der Eisspeicher bevorratet die erforderliche Energie, um über Jahreszeitenwechsel hinweg Kühlung und Heizung zu ermöglichen. Auch können so das Magazin und die Büros (Fußbodenheizung) unabhängig voneinander beheizt bzw. gekühlt werden. Durch die integrierte hydraulische Schaltung lässt sich stets eine Kühlfunktion aufrechterhalten. Auf eine konventionelle Heizfunktion konnte so verzichtet werden.

MATERIALITÄT: Ziegelfassade aus alten wiederverwendeten Ziegelsteinen.
Holzkonstruktion und Fassade aus nachwachsendem, wiederverwendbarem Holz.
Trockenbauwände mit Holzfaserdämmung aus Lehmbauplatten mit Lehmputzoberfläche.
Lehmputz im Archiv
Fliesen die einen Anteil an Recyclingmasse erhalten.
Gussasphalt als Upcycling eines Abfallprodukts.
Dachdämmung aus regional bezogenen mineralischen Rohstoffen (Kalk, Sand, Zement und Wasser).
Holzfassade mit Holzfaserdämmung
Außenwanddämmung aus brauner Glaswolle (Bindemittel frei von Phenol-Formaldehydharz) und Schaumglas im Perimeter Bereich als Glas-Recyclingmaterialien.
Alu-Fassade mit Recyclinganteil und -potential.
Sonnenschutz als passive Mikrostruktur-Folie.
Textile Luftverteilsysteme - C2C zertifiziert.
Schallschutz/Raumakustikelemente aus Holzlamellentafeln mit Holzfasereinlage aus heimischem Forsten.
Möbelelemente die einen Anteil an Recyclingmasse erhalten.
Holzsteg von wiederverwendbaren Schraubfundamenten getragen.
Viele Materialien sind roh belassen um ein späteres Recycling zu erleichtern.
Zum Teil konnten Materialien lose, mit Auflast, aufeinander verlegt werden (Dach). Bei einer späteren Aufstockung des Magazins können die Dachmaterialien wiederverwendet werden.

Die Dachbegrünung auf dem Erdgeschossdach bietet zusätzliche Speichermassen zur Temperaturspitzenregulierung.
Das Gebäude ist hochgedämmt und übererfüllt die Anforderungen.

ENTWÄSSERUNG: Für den nachhaltigen Umgang mit dem anfallenden Regenwasser sind Verdunstung und Grundwasserneubildung entscheidend. Das Wasser wird auf der extensiv begrünten Dachfläche aufgefangen und verlangsamt (Verdunstung) in eine Zisterne abgeführt und gespeichert. Dort steht es für die Bewässerung der Vegetationsbereiche und des Teichs zur Verfügung. Die große Wasseroberfläche des Teichs begünstigt weitere Verdunstung. Diese wirkt sich positiv auf das Mikroklima sowie die Regenwasserneubildung aus. Überschüssiges Teichwasser wird in Rigolen eingeleitet, wo es versickert und unmittelbar zur Grundwasserneubildung beiträgt.

EFFIZIENZ: Die Regalanlage funktioniert im Handbetrieb vollkommen stromfrei und ohne Motoren. Das macht sie wartungsarm, energieeffizient und brandsicher. Das Gebäude wurde in enger Zusammenarbeit mit der Regalplanung abgestimmt um die Flächenbedarfe zu optimieren.
Lagerräume sind in Lage und Dimension präzise an die Arbeitsabläufe und die „Wege der Archivalien“ im Gebäude angepasst.
Die öffentlichen Bereiche des Gebäudes können bei Bedarf durch den Kreis z.B. zur Repräsentation, Vorträge oder für Empfänge genutzt werden. Das integrierte Café soll als Treffpunkt für Mitarbeiter, Besucher (Leser), Heimat- und Geschichtsvereine sowie interessierte Passanten dienen.

FREIRAUMKONZEPT: Das Herzstück der Freiraumgestaltung ist ein Holzsteg, der über das gesamte Grundstück verläuft und den Vorplatz mit dem Parkplatz verbindet. Der Steg wird von wiederverwendbaren Schraubfundamenten getragen, die bodenschonend einzeln in den Untergrund eingebracht wurden. Die Schraubfundamente können nach Ablauf der beabsichtigten Nutzung unmittelbar wiederverwendet werden. Für eine möglichst hohe Lebensdauer wurde unbehandeltes Lärchenholz gewählt. Die Verwendung von Tropenholz wurde ausgeschlossen.
Die Vegetationsbereiche im nördlichen und westlichen Grundstück wurden so naturnah und standortgerecht wie möglich gestaltet. Neben einer artenreichen Bepflanzung, die durch die Stegkonstruktion erlebbar gemacht und gleichzeitig geschützt wird, befindet sich hier auch die Teichanlage mit hoher ökologischer Diversität.
Für die einzelnen Bereiche wurden Pflanzungen gewählt, die Lebensräume für bestimmte Tiere bieten: Obstgehölze mit Blühaspekt für Bienen, Totholzbereiche für Igel, Baumpflanzungen mit Nistkästen für Vögel etc. Außerdem kommen heimische Gräser und Stauden zum Einsatz – so wird das Bauvorhaben maximal standortgerecht begrünt.
Der Magazinkubus ist vollkommen fensterlos. So lässt sich die erforderliche Klimatisierung sehr effizient realisieren. Es gibt keine unnötige Aufheizung oder Wärmeverluste durch Öffnungen.
Das Erdgeschoss ist durch einen großen Dachüberstand vor Sonneneinstrahlung geschützt. Eine Mikrostruktur-Sonnenschutzfolie bietet permanenten Sonnenschutz bei gleichzeitiger Durchsichtigkeit. Sie ist vollkommen wartungsfrei, ohne bewegliche Teile und an die jeweilige Himmelsrichtung von Fassaden und Glasdach angepasst. Die Bürobereiche sind mit Sonnenschutzscreens ausgestattet um eine individuelle Steuerung durch die Mitarbeiter zu ermöglichen.

BIM: Das Gebäude wurde vom Anfang an als BIM-Projekt geplant. Damit konnte die Zusammenarbeit der Planer verbessert werden und Kollisionen frühzeitig entdeckt und vermieden werden. Das BIM-Modell ist Grundlage dafür, die Materialien kreislaufwirtschaftlich weiternutzen zu können.

LZK: Eine Lebenszykluskostenrechnung wurde durchgeführt, damit die Kapitalwerte der Investition und der Produkte durch die ganze Bau- und Nutzungsphase stets bekannt bleiben. Instandsetzungs- und Renovierungsphasen sind damit langfristig planbar.
Bauunternehmen
Nutzungsart
Öffentliche Nutzung
Funktion
Verwaltung (Archivgebäude)
Baujahr
2022
Größe (NUF)
455,00 m2

Nachnutzungspotential

Tragwerk
Aussenhülle
Innenausbau
Anteil Wiederverwertung
Tragwerk
> 50%
Aussenhülle
> 80%
Innenausbau
> 50%
Anteil sortenreiner Wiederverwertung
Tragwerk
Aussenhülle
Innenausbau
Anteil gemischter Wiederverwertung
Tragwerk
Aussenhülle
Innenausbau

Akteure

Produkthersteller

Planung / Architektur

Dateien

uploads/tx_renereb/Grundrisse_KG-3._OG_01.pdf
Grundrisse KG bis 3. OG
© DGM Architekten

uploads/tx_renereb/Kreisarchiv_Alle_Fassadenansichten.pdf
Fassaden, Ansichten
© DGM Architekten


Ransberg / 41751 Viersen / Deutschland

Diese Adresse ist keine Besuchsadresse und kann um hundert Meter vom tatsächlichen Standort abweichen. Die Markierung dient der Entfernungsabschätzung.
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